Dienstag, 14. Juli 2009

"Blick" war der erste ....


.... der mit dem Toten sprach. Diesen Spruch kennt wohl jeder unter Hundert.

Tatort: anno 1975, Kiosk irgendwo in der Schweiz um 07.15. Ein Mann um die 40, gepflegt, leicht intellektueller Touch, verlangt verlegen einen "Bund mit". Kurz darauf ein rüstiger Rentner mit demselben Ansinnen. Hä???????? Was bedeutet dieses "mit"? Wer jetzt an Kondome denkt, der liegt ganze 100 Prozent daneben.

Es gab jedoch damals schon ehrliche Käufer, genauer gesagt Käuferinnen. Mehrheitlich Frauen gönnten sich ganz ungeniert, was andere heimlich buchstäblich verschlangen. Die aufgetakelte Blondine zum Beispiel verlangte ganz unverschämt und direkt "einen Blick, bitte"! Belohnt wurde sie für ihre Offenheit mit schrägen Blicken von rechts und links.

Der Blick war tatsächlich allerhöchstens als Klo-Literatur geeignet und keine Firma, keine Arztpraxis hätte solchen Schmierkram im Wartezimmer aufgelegt. Dennoch kam das Blatt vom "Niveau" her nie an die deutsche Bildzeitung heran.

Das alles kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Den "Blick am Abend" gibt es sogar gratis und man kann ihn, wie auch seinen kostenpflichtigen grossen Bruder problemlos öffentlich geniessen, wobei geniessen in diesem Zusammenhang wohl das falsche Wort ist.

Mir gefällt diese Art der Berichterstattung wenig. Sie ist zu schrill, zu aggressiv, zu skandalträchtig, zu spekulativ. Für eine fantasiebegabte Frau wie mich reichen nüchtere Tatsachenberichte. Die gibt es jedoch immer seltener, und wehe, jemand Prominenter passt den Damen und Herren in den Redaktionen nicht mehr, und sei dies nur der Neid Erfolgloser. Sofort ändert sich die Berichterstattung. Streicheleinheiten und Schmeicheleien werden allmählich ersetzt durch Verbalattacken, der Promi wird medial abgebaut! Heidi Klum kriegt diesbezüglich momentan ihr Fett weg. Ist sie den Medien einfach zu erfolgreich geworden?

Heidi ist bekanntlich schwanger, bereits zum vierten Mal. Ob man jetzt denkt, drei Kinder hätten eigentlich gereicht, ist Ansichtssache. Es kann jedoch nicht angehen, dass ein Promi nicht mehr Mensch sein und irgendwo hingehen kann, ohne dass er oder sie fertig gemacht wird, weil zuwenig aufgebretzelt, das Lächeln nicht sitzt, der Lidstrich fehlt oder was auch immer. Was kümmert es "aau", wieviel Make-up Heidi trägt: "Glamour-frei, ungeschminkt, leichenblass, unscheinbar. Der Lack ist ab....." ihr (???) Kommentar. Mir gefällt Heidis Natürlichkeit. Sie sieht zwar etwas müde aus, aber das ist ja auch kein Wunder.

Dem Bund wäre wohl Heidis Besuch einer Brodwayshow keine Zeile wert gewesen, weil irrelevant. Trotz Sommerloch brauchen die dort kein Shrekmümpfeli, um ihre Seiten zu füllen. Und wer weiss, vielleicht wird man in einigen Jahren an Schweizer Kiosken wieder hören: "ein Bund mit", wenn es letzteren dann überhaupt noch geben wird. :-@

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